Elberfelder Landwehr

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Die Elberfelder Landwehrlinie

Lage

Vom Wuppertaler Norden südwärts bis nach Beyenburg, anschließend im nördlich und östlichen Radevormwald und dem östlichen Wipperfürth entlang der Grenze zu Breckerfeld und Halver bis nach Marienheide-Krommenohl.

Einführung

Die Elberfelder Linie ist eine der längsten durchgehenden Landwehrlinien im Bergischen Land. Sie trennte innerhalb von Wuppertal die bergischen Ämter Elberfeld und Beyenburg (heute Stadtteilgrenze zwischen Elberfeld und Barmen), durchquerte im Gebiet des Olscheids (heute Bereich Herbringhausen/Marscheid) das Kirchspiel Lüttringhausen bis zur Beyenburg und wechselte dort die Wupperseite. Nun entlang der bergischen-märkischen Grenze verlaufend schützte sie anschließend das bergische Radevormwald vor dem märkischen Kirchspielen Schwelm und Halver entlang Spreeler Bach, Borbach, Freebach und Ennepe. Bei Radevormwald-Kottmannshausen überquerte sie die Bever und verlief durch Wipperfürth-Kreuzberg bis zur heutigen Kerspetalsperre, wo sie bei Wipperfürth-Ohl wieder die Wupper überquerte. Auf der südlichen Seite folgte sie dem Fluss bis Marienheide-Krommenohl, wo sie nach bisheriger Kenntnis nördlich der Wupper blind auslief.

Ein Abzweig bei Wipperfürth-Dahl führte sogar weiter nach Süden bis zur Agger bei Engelskirchen.

Im Bereich Wuppertal verläuft sie westlich parallel zur Barmer Landwehrlinie und ab der Bever östlich parallel zur Landwehrlinie Ispingrade-Horpetal.

Verlauf

Der urkundlich gesicherte nördliche Beginn der Elberfelder Landwehr liegt im Bereich der Barmer Hofschaft Westen südlich dem Stübchensberg nördlich des Wuppertaler Wohnquartiers Ostersbaum. Aber wie bei der Barmer Landwehrlinie ist auch hier davon auszugehen, dass sie noch weiter in nördliche Richtung führte. Da keinerlei Bodenspuren mehr vorhanden sind und auch die Urkunden sich dazu weitgehend ausschweigen, haben sich drei Theorien herausgebildet, die zu Erläutern sind.

Theorien über den Verlauf nördlich von Westen

Theorie 1: Die erste Theorie geht davon aus, dass sich die Landwehr nördlich des Stübchensbergs (Weinberg) dem Lauf des Mirker Bachs in Richtung Nordosten folgte und bei Hatzfeld oder Horath auf die Barmer Linie traf. Gestützt wird diese Theorie vor allen durch die Etymologie. Mirker Bach ist eine Ableitung von Marker Bach, Markbach ( = Grenzbach), der Oberlauf heißt Hohenhagener Bach, ein weiterer Quellbach Hager Bach, dortige Wohnplätze Auf'm Hagen, In der Hagerbeck und Hohenhagen. Ein Hagen (vgl. Hecke, Hain) war ein umfriedeter Bereich, ist aber auch als Flur nahe einer Landwehr deutbar, die ja auch aus einer Hecke (dem Gebück und Gedörn) bestand und als Befestigungslinie zur Einfriedung eines Gebietes diente.

Historisch gestützt wird diese Theorie durch eine hochmittelalterliche Gerichtsgrenze. Hermann Kießling weist darauf hin, dass in einer Grenzbeschreibung aus dem 16. Jahrhunderts der westfälischen Freigrafschaft Volmarstein (hervorgegangen aus einem kölnischen, von der Burg Volmarstein seit 1100 verwalteten Gerichtsbezirks Wetter) der Verlauf der Grenze im Bereich von Kapellen auf den Wuppertaler Südhöhen bis zur Hofschaft Westen identisch mit dem nachgewiesenen Landwehrverlauf ist. Diese Grenzbeschreibung beschreibt den weiteren Grenzverlauf entlang dem Mirker Bach nach Horath oder zur Hohrather Schanze, möglicherweise ist die Landwehr auch nördlich von Westen dieser Grenze gefolgt.

Eine spätere (ungenaue) Abschrift dieses Textes lautet wie folgt:

... up tho der Capellen. Van der Capellen neder dem siepen aff in Köningshofffvart in die Wipper neder tegen dem Markenbergh over die Bredenstein tho Elverfelde achter Pampestes hus her, die Markenbecke up, dar die in die Wipper flut, und vort die Marke bit up dem Hamersbalken. Van der Hamersbalken bit up die Vladehardt den sipen neder in die Hintzbecke, die Hintzbecke up wenthe Hoerode

In heutiger Sprache und Topographie:

"... hoch zu Kapellen (bei Lichtscheid). Bei Kapellen den Böhler Bach (anschließend Bendahler Bach) hinab zur Wupperfurt beim Köningshof (?, vielleicht auch Bönings Hof), nach der Hardt (Markenberg = Grenzberg) über Bredt Richtung Elberfeld, hinter (achter (nd.) = hinter, vgl. das nautische achtern) dem Haus des Pampes her, dem Mirker Bach hoch, der in die Wupper fließt, und vor der Mirke nach Hamersbalken (vllt. Hammerkloth ?) hoch. Von Hamersbalken bis hoch nach Vladehardt (vllt. Flanhardt ?) , den Siefen herab zum Bach Hintzbecke (?, nicht identifizierter Bach), die Hintzbecke hoch nach Horath".

Die Freigrafschaft Volmarstein ist ein bemerkenswertes Konstrukt. Zunächst für einen weiten Bereich im Umkreis zuständig für die Halsgerichstbarkeit in den kurkölnischen Einflussgebiet zwischen Elberfeld und Hagen, fiel sie mit der Eroberung der Burg Volmarstein 1324 endgültig in märkische Hände. Auch nachdem sich Berg und Mark das Gebiet an der mittleren Wupper untereinander aufteilten und nun dort genau definierte Territorien nun aneinander grenzten, so galt der Gerichtsbezirk der Feigrafschaft dennoch noch lange über die Territorialbildung hinaus, auch wenn sie nach und nach die Zuständigkeit als eigener Rechtsbezirk verlor. Eine Landwehr als Sicherung dieses Gerichtsbezirks ist dann noch vor der bergisch-märkischen Territorialbildung zu datieren und würde vermutlih auch die übrige Grenze der Freigrafschaft umfassen.

Theorie 2: Eine zweite Theorie von Wilhelm Engels geht davon aus, dass die Landwehr in Höhe des Haus Nummer 252 den Mirker Bach und die heutige Uellendahler Straße überquerte und nach Norden verlief. Das alte Fachwerkhaus an dieser Stelle könnte laut Engels ein Zollhaus mit Schlagbaum gewesen sein.

In leichter Abwandlung dieser Theorie wird daher auch eine Bachquerung weiter westlich in Höhe der Einmündung der Kohlstraße diskutiert. Dort ist eine Ortsbezeichnung Am Schlagbaum an der Einmündung der Kohlstraße in die Uellendahler Straße durch die Urkatasterkarte von 1824/25 und der Statistik und Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf des Johann Georg von Viebahn von 1836 belegt. Dieser Schlagbaum könnte wohl auch eine Wegsperre an dem alten Kohlenweg nach Elberfeld (die heutige Kohlstraße) oder an der damaligen Chaussee im Tal (heute die Uellendahler Straße) gewsen sein. In den Urkunden aus dem Jahr 1675 werden Wiesen "vom Haken (heute: Am Haken an der Uellendahler Straße) bis unten an die Bach und Landwehr daselbst" erwähnt. Diese Wiesen können aber im ganzen Bereich Uellendahl oder Mirke gelegen sein.

1624 ist von "ein Stück Holz ann Essgens Länderei bei der Landwehr am Schlagbaum" die Rede. Ob diese Ländereien bei dem Schlagbaum bei Ostersbaum oder dem an der Kohlstraße gelegen haben, bleibt unklar. Die Barmer Famile Esken oder auch Esgen besaß in der Mirke allerdings nachweislich Grund. Ein weiteres Indiz für einen Landwehrverlauf nördlich des Mirker Bachs ist auch der Wohnplatz/Kotten An der Lantert im oberen Bereich der Kohlstraße Höhe Einmündung Domagkweg. Das häufig vorkommende dialektische Toponym Lantert (Lante, Lanfert, etc.) ist unzweifelhaft eine Ableitung von dem Begriff Landwehr. Dieser Theorie nach soll die Landwehr die heutige Kohlstraße und den heutigen Westfalenweg auf dem Höhenrücken (Wasserscheide zwischen den Flusssystemen Wupper und Ruhr) überquert haben und talwärts in Richtung Untenrohleder / Obensiebeneick verlaufen sein. Als Indiz führt Engels den Ortsnamen Schneis nördlich des Westfalenwegs an, der für die Schneise stehen könnte, die die Landwehr in die Landschaft geschlagen hat. Möglicherweise verweisen beide Toponyme aber nur auf eine Höhensperre des heutigen, auf dem Höhenrücken verlaufenden Westfalenwegs.

Theorie 3: Eine dritte Theorie, die von Anton Fahne vertreten wurde, ist bis zum Kotten An der Lantert gleich der zweiten. Sie geht aber davon aus, dass die Landwehr weiter auf der Trasse der Kohlstraße und des Westfalenwegs nach Hohrath oder zur Hohrather Schanze verlief. Die Kohlstraße war spätestens ab dem 18. Jahrhundert Teil eines viel genutzten Kohlentransportwegs aus dem Sprockhöveler Raum nach Elberfeld mit der Trassenführung Kohlstraße, Westfalenweg und Hohlweg Hohenhagen-Hohrath (letzterer auch Franzosenweg genannt). Die auf der Preußischen Neuaufnahme verzeichneten, umfangreiche Bodenstrukturen an diesem Kohlenweg sind bis auf ein Stück südlich Am Langen Bruch und dem Franzosenweg längst überbaut, so dass es sich an vielen interessanten Stellen nicht mehr untersuchen lässt, ob es sich um Hohlwegspuren oder Landwehrwälle/-gräben handelte. Laut Kießling ergibt es sich aber durch den Vergleich mit dem Urkataster, dass es sich im Bereich der mittleren Kohlstraße dabei aber wohl eher um Hohlwegspuren einer ältere Trassenführung der Kohlstraße handeln wird, als um ein Landwehrwall/-graben.

Bei Horath könnte die Landwehr nach weiterführenden Spekulationen bei mit der Barmer Landwehr, einer angeblichen Landwehrlinie Horath - Hasslinghausen und/oder einer Linie entlang dem Deilbach zusammengetroffen sein. Über letztere Landwehrlinie ist mir bis auf das Vorhandensein noch nicht konkretes bekannt, während die Existenz der Landwehrlinie Horath - Hasslinghausen trotz einer Veröffentlichung stark hinterfragt werden muss.

Verlauf südlich von Westen

Urkundlich gesichert ist der Verlauf der Landwehr nur südlich der Hofschaft Westen, allerdings auch dort nur ungenau. 1591 wird in einem ev. Taufbuch ein Everdt Deuppendreger und ein Jasper Bredmann verzeichnet, die "an der Landwehr bei dem Westen" wohnten.

1623 wird im Privileg der Stadt Elberfeld der Verlauf der Stadtgrenze wie folgt beschrieben:

... von Giesmann Teschemachers (vgl. Teschemacher Hof an der unteren Vogelsangstraße) erbschaft in der Mirckhen (Mirke) bis an Thewissen Ulendall (von Uellendahl abgeleiteter Herkunftsname) behausung in der Gaten (Gathe), und von dannen biss an dem Mostertzbaum (Ostersbaum), also die Landwöhr hinauf bis an des Heskskens seiffen (ein kleiner Siefen, vermutlich benannt nach einem Anwohner vllt. erneut Esgen, Esken), oben rechts wiederumb auf die Wupper

1619 und davon abgeleitet am 19. Juni 1806 folgten weitere Grenzbeschreibungen:

Von diesem [Grenzpfahl] geht die Scheidung (= Stadtgrenze) am Bredde (Auf dem Bredt, Bredter Straße) hinunter längs der Hecke bis unten an die rechte Seite der Landwehr, welche noch zur Stadt gehörte und an das Feld, das Rittershaus gehört ... Von diesem geht die Scheidung der Landwehr nach, längs des Feldes von Ritterhaus ... Von diesem geht die Scheidung gerade hinunter von der Landwehr, ferner vorbei und hinter bis an die Osterbaum'sche Straße ...

Laut der Beyenburger Amtsrechnung von 1775/67 verlief sie über dem Mostertsbaum, dass unzweifelhaft als Form des heutigen Quartiersnamen Ostersbaum zu deuten ist. Man darf einen Schlagbaum annehmen, der von der Familie Mosterts bewacht wurde. Diese Bezeichnung Am Mosterts (Schlag-)Baum verschliff sich später zu Am Ostersbaum. Hier befindet sich auch in Nord-Süd Richtung die kleine Straße Lantert (siehe Erklärung zu diesem Toponym im Abschnitt Theorie 2 weiter oben), die vom Namen her auf die Landwehr hinweist und zumindest eine ungefähre Bestimmung des Ortes des Verlaufs zulässt.

Die Elberfelder Amtsrechnung von 1771/72 erwähnt eine Teilstrecke vom Ophoff bis an die Hardt, die in zwei Parzellen zu 204 Ruten (eine bergische Rute war 4,6 Meter lang) 6 Fuß und 106 Ruten für je einen Reichstaler verpachtet war. Eine weitere Parzelle dort an einer bislang unbekannten Stelle namens Am Sommerplatz war 99,5 Ruten lang. In dem Bericht der herzoglichen Landwehrvermessung von 1696 wird dieser Abschnitt der Elberfelder Landwehr nicht erwähnt, so dass sie laut Engels schon zu dieser Zeit nicht mehr als Bauwerk oder Flurstreifen existent gewesen sein könnte. Es finden sich aber noch weitere urkundliche Belege aus dem 17. Jahrhundert.

Im Elberfelder Verzichtbuch heißt es:

14. September 1643 "... zwei stucken art Landerei uffen Enegelenberg (Engelnberg) oben negst der Straßen an der Kuhlen aneinander, an die Mordersgasse (Mördersgasse, laut Urkataster die heutige Weißenburgstraße) und Landtwehr, mit einer seidten an die stecke und Peters Kremers wie auch Leissgen Teschmechers Landerei schiessendt in der Burgerschaft Elverfeld gelegen" wechselten den Besitzer.

Laut diesen Angaben hat also die Landwehr von Westen zum Ophoff geführt, dann ist vermutlich über die östliche Flanke des Engelnbergs (auf dem Engelnberg liegt das Wohnquartier Ostersbaum) über die Bredt zur Hardt verlaufen und ist dort in einem Siefen bei der Haspeler Brücke zur Wupper abgestiegen. Bei Haspel war eine Wupperfurt, an denen die Further Höfe lagen. Die Flur Furth war im Besitz eben jener Barmer Familie Esgen, Esken, die wohl auch für den Siefennamen Pate gestanden hat. Dort querte die Landwehr den Fluss. Der Name Haspel ist ein weiteres Indiz für die Landwehr: Eine Haspel ist ein Drehgestell zum Wollspinnen, wird aber auch für ein Drehkreuz für einem Personendurchgang in einer Absperrung verwendet. Man kann hier also ein kontrolliertes Drehkreuz in der Landwehr annehmen.

Von der Wupper nach Dorn

Über den Verlauf südlich der Wupper von Haspel nach Dorn besteht aufgrund einer Elberfelder Gemarkenkarte des Johann von der Waye aus dem Jahr 1603 kein Zweifel. Von der Wupperfurt bei Haspel verlief sie als Gebück/Gedörn enige Meter westlich des Bendahler Bachs und nach dessen Einmündung des Böhler Bachs wenige Meter westlich von diesem nach Süden nach Freudenberg hinauf. Beide Bäche sind abschnittsweise noch heute Stadtteilgrenze zwischen Elberfeld und Barmen. In Höhe des alten Straßenbahntunnels überquerte sie den Höhenrücken mit der heutigen Landesstraße L418. Die heutige L418 war früher ebenfalls ein Kohlenweg und auf der Waye-Karte ist dort an der Landwehr ein Schlagbaum (Lackbaum) verzeichnet. Bis dahin verzeichnet die Karte nur ein Gebück, keinen Wall/Graben. Tatsächlich sind vom Freudenberg bis zur Wupper auch keine Erdwerke zu finden gewesen, allerdings ist auch diese Landschaft durch die Anlage von Kleingärten, Zwei Schwimmbädern, Gewerbe- und Wohnbauten bis ins Wuppertal hinein bereits stark umgestaltet und bebaut.

Der mächtige Wall am Reitstall Dorner Weg
Auf dem Wall
Beeindruckend die Abmaße von mehren Metern Breite
Ein Schlagbaum? Nein, ein Sprunghindernis am einem Weg der Reitanlage Dorner Weg, für den der Wall durchbrochen wurde


Südlich der L418 wird die Elberfelder Landwehr erstmals als ca. 140 Meter lange Wall-/Grabenanlage sichtbar. Das als Bodendenkmal geschützte Erdwerk besteht aus einem mächtigen, 6 bis 7 Meter breiten, von beiden Seiten aufgeschütteten Breitwall mit den Gräben (aus denen die Erde des Walls stammt) links und rechts davon. Laut Denkmalbeschreibung beträgt die Höhe des Walles stellenweise nur 0,60 m, in anderen Bereichen bis zu 1,10 m. An den Seiten verlaufen stark erodierte und teilweise mit Laubabfällen angefüllte Gräben. Diese Gräben sind 0,80 m bis 1,30 m breit und bis zu 0,60 m tief. Im südlichen und mittleren Bereich der Landwehr wird der Wall durch mehrere Reit- und Waldwirtschaftswege geschnitten. An der Nordseite ist der Wall zur Schnellstraße hin ausgeräumt. Der in östlicher und später südöstliche Richtung verlaufende Wall endet an der Außenhalle der Reitanlage Dorner Weg, auf die Hofschaft Dorn am Bach Gelpe zulaufend.

Die Landwehr bei Dorn
Der Wall führt auch durch ein Privatgelände


Der Feldweg nach Kapellen war früher die Trasse der Straßenbahnlinie 23. In diesem Bereich, wie auch auf den Feldern zur Dorner Hof hin lassen nur die Flurgrenzen östlich des Dorner Wegs den exakten, den Bach Gelpe überschreitenden Verlauf der Landwehr erraten, erst bei dem Hof Dorn ist wieder ein ca. 40 Meter langer, denkmalgeschützter Wall zu finden, der auf der Südseite im rechten Winkel zur bisherigen Laufrichtung parallel zur Gelpe nach Osten verläuft. Der Wall ist 3,0 bis 4,0 m breit und 0,60 bis 0,80 m hoch mit erodierten Gräben. Der Name der Hofschaft Dorn ist ein Hinweis auf das die Landwehr begleitende Gedörn. Der Wall endet im Osten an landwirtschaftliche Flächen und ist heute dort vollkommen eingeebnet.

Von Dorn zum Disteltaler (Disseltaler, Disseldahler, Dusseldahler) Busch

Im Disteltaler (Disseltaler, Dussendahler) Busch wird die Situation zusehends unübersichtlich, da sich mehrere parallel und auseinanderlaufende laufende Wälle und Gräben erhalten haben, die nicht alle zwangsläufig mit der Landwehr zu tun haben müssen, aber nun mal als mehr oder weniger ausgeprägte Wall-/Grabenstruktur physikalisch vorhanden sind. Andere sind dagegen eindeutig als Landwehr identifizierbar, werden aber in Urkunden und in den Forschungen von Fahne (1863) über Engels (1938) bis hin zu Helbeck (2007) nicht behandelt. Zu unterscheiden haben wir auch die Elberfelder Landwehr von der Barmer Landwehr, die nördlich bis zur Beyenburg parallel verlief und der Elberfelder vorgelagert ist.

Auch die urkundlichen Belege sind alles andere als eindeutig, alte Ortsbezeichnungen sind zum Teil nur schwer identifizerbar. Bald werden mutmaßlich mit dem vierspurigen, autobahnähnlichen Ausbau der Landesstraße L419 (Parkstraße), dem Bau einer Fernwärmeleitung, der Umgestaltung der Kasernen in ein Gewerbegebiet und dem Neubau des 30 Hektar großen komplexes Justizvollzugsanstalt, Bereitschaftspolizei und Justizvollzugsschule ab 2009 bei Erbschlö noch einige vorhandene, vielleicht auch bislang unentdeckte Erdwerke vernichtet werden, so dass ich hier eine vollständige Situationsbeschreibung aus dem Stand Dezember 2008 abgeben möchte.

Zu dem unklaren Verlauf trägt bei, dass in Urkunden mehrfach von einer zweiten Landwehr zu einem Marscheider Fuderplatz die Rede ist, die im Disteltaler Busch von der Hauptlinie abzweigte. Der Bericht über den Verlauf der Landwehren im Amt Beyenburg aus dem Jahr 1763/64 weiß hierzu zu sagen:

Item gehet noch eine Landwehr auf die Blombacher Bach (Blombach) durch den Kastenberg (östlich von Erbschlö) und nechst den Erbschloer Felder herrauff und schließes an den Disteldahl zu voriger Landwehr. Diese Landwehr ist 1749 auf 24 Jahre verpachtet

In weiteren Urkunden wird diese zweite Landwehr in Pachtunterlagen mehrfach erwähnt. Am 10. Februar 1796 machten Johann Platte, Witwe Platte und Arnold Erbschloe folgende Eingabe an die kurfürstliche Regierung in Düsseldorf:

Die im Kirchspiel Lüttringhausen gelegene Landwehr sei bereits im Jahre 1711 an Eingesessene von Erbschloe in Erbpacht gegeben, im Jahre 1750 aber die Erbpacht in Jahrpachts verwandelt, und ihnen unter dieser Form 1775 gegen Zahlung von 6 Reichstalern jährlich an die Rentei in Beyenburg übertragen. Die Pacht laufe 1799 zu Ende. Da nun aber diese Landwehr bereits von ihren Vorfahren gerottet und zu dem angrenzenden Lande geschlagen sei, so könne sie davon nicht folglich unterscheiden, auch nicht mehr getrennt weren. Sie bitten daher um fernere Ueberlassung in Erbpacht.

Offenbar war die verpachtete zweite Landwehr im Bereich Erbschlö bereits vor 1796 nicht mehr als eigenständiger Landschaftsbestandteil erkennbar. Der Beyenburger Rentmeister Wülfing erstattete daraufhin der Hofkammer 1799 Bericht:

Sie ist ein Streifen beginnend am Marscheider Fuderplatz, erstreckt sich a.) durch das Disseldahl bis an den Lichtscheider Busch in Barmen, dann b.) von dem sogenannten Bauerschlagbaum bis an den sogenannten Dorn im Kirchspiel Elberfeld. Die Strecke a.) enthält 10 ⅓ Morgen, b.) 4 ½ Morgen.

Wülfing gibt in seinem Bericht die fiskalisch (für die Pacht) wichtige Flächengröße der beiden Teilabschnitte vor und nach dem Landstraßendurchgang an. Am 20. August 1799 beschreibt er die Landwehr als schmalen, mit Holz bewachsenen Streifen von 2 - 3 Ruthen ( 9 bis 14 Meter) Breite und etwa 15 Morgen Größe. Nach Aufforderung der Hofkammer ihr eine figurative Karte zukommen zu lassen, schickte Wülfing am 12. Februar 1800 folgende Situationsskizze:

Disteltal.png Situtionsskizze des Beyenburger Amtmanns Wülfing aus dem Jahr 1800 mit nebenstehenden Erläuterungen. Das abgebildete Gebiet erstreckt sich vom Blombachtal (oben) bis knapp vor Lichtscheid (unten). Quelle (Anton Fahne, Die Landwehr oder der Limes Imperii Romani am Niederrhein; Skizze nach Originalurkunde Verpachtungen und sonstige Nachrichten über die Landwehr im Amt Beyenburg 1790- 1807 (1836); Sig. 140.30.00 Großherzogtum Berg Nr. 1370; Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland)
  1. Marscheider Fuderplatz
  2. Der Blombach
  3. Landwehr
  4. Erben Platte und Erbschlöhe Büsche
  5. Der Kastenberg und Disteltal
  6. Schmalenhofer Erbbüsche
  7. Landstraße von Ronsdorf zum Barmer Lichtenplatz
  8. Lichtenscheider Erbbüsche in Barmen
  9. Der Schlagbaum oberhalb Ronsdorf
  10. Die Erbbüsche der Bauergüter


In der Skizze beginnt die Landwehr bei dem Marscheider Fuderplatz am Blombach, führt in westliche Richtung über den Kastenberg zur alten Ronsdorf-Barmer Landstraße, deren Trasse ungefähr der heutigen oberen Staubentaler Straße und dem bis Lichtscheid führenden Teil der Oberbergischen Straße entsprechen dürfte (vgl. Karte Amt Beyenburg aus der Topographia Ducatus Montani von Erich Phillip Ploennies, 1715) und schwenkt nach Süden. Bei dem Schlagbaum oberhalb Ronsdorfs an den Lichtenplatzer und Baurer Erbbüsche dürfte es sich somit um den Bauerer Schlagbaum gehandelt haben. Die Skizze entspricht dem Text der Landwehrbeschreibung von 1763/64, die oben wiedergegeben wurde. Auch an der Kreuzung der Landstraße mit der Landwehr bei der heutigen Kreuzung Staubentaler Straße / Oberbergische Straße ist ein Schlagbaum anzunehmen.

Diese alten Beschreibungen sind teilweise nur sehr schwer in heutige Orte zu übertragen; so ist der Standort des Fuderplatzes bislang unbekannt und konnte bereits von Wilhelm Engels oder zuvor Anton Fahne nicht bestimmt werden. Der vermutlich gemeinte Kastenberg wiederum liegt östlich von Erbschlö zwischen Schmalenhofer Bach, Blombach und Erbschlöer Bach. Die extrem vereinfachende Situationsskizze des Beyenburger Amtmanns Wülfing ist nur bedingt hilfreich, da sich seitdem Wegverläufe, Flur- und Waldgrenzen und Bezeichnungen geändert haben und auch die Generalisierung der Skizze viel zu grob ist. Eine intensive Forschung mit dem Versuch der geografischen Zuordnung unter Berücksichtigung der damaligen Besitztümer steht noch aus.

Die in der Skizze eingezeichnete Landwehr endet im Osten an dem bislang nicht identifizierten Marscheider Fuderplatz östlich des Blombachs, vermutlich ein Platz zum Sammeln von im Marscheider Wald geschlagenen Holz. Neben dieser zweiten Landwehr hat es gemäß dem Bericht über den (gegenläufigen) Verlauf der Landwehren im Amt Beyenburg aus dem Jahr 1763/64 die bis Beyenburg und darüber hinaus führende Hauptlinie gegeben. Von dem Bauerer Schlagbaum bis zum Disteltal handelt es es sich aber bereits laut dieser Urkunde um die Hauptlinie. Wenn der obere Teil vom Disteltal bis zum Blombach die zweite, am Marscheider Fuderplatz endende Landwehr sein soll, so fehlt in der Skizze also die im Disteltal abzweigende Hauptlinie, deren Verlauf gänzlich ungeklärt bleibt.

Zusammenfassend geht aus den Urkunden also hervor: Es gab eine durch den Disteltaler Busch führende und an Erbschlö vorbeilaufende Landwehr von Dorn bis zum Blombach, die ich als Hauptlinie bezeichnen möchte. Daneben gab es eine weitere Blindlandwehr vom Disteltaler Busch über den Kastenberg zum Blombach / Marscheider Fuderplatz. 1711 wurde diese Blindlandwehr an die bereits seit 1591 sogenannten Disseltaler Erben (Familie Platte und Familie Erbslö) in Erbpacht gegeben, die 1749 mit der Aufhebung aller Erbpachten in Jahrespacht umgewandelt wurde. Diese wurde nun auf 24 Jahre festgeschrieben, das Holzgeld (Pacht) betrug laut den Bayenburger Rentmeisterrechnungen 32 Albus. 1775 wurde die Pacht für jährlich 6 Reichstaler um weitere 24 Jahre verlängert. Auf die Bitte an die Landesregierung 1796, diese Pacht wieder in Erbpacht umzuwandeln, musste der Beyenburger Amtmann Wülfing über die Situation der Hofkammer Bericht erstatten. Am 20. August 1799 beschreibt Wülfing die zweite, verpachtete Landwehr als schmalen, mit Holz bewachsenen Streifen von 2 - 3 Ruthen ( 9 bis 14 Meter) Breite und etwas 15 Morgen Größe. Nach Aufforderung der Hofkammer eine figurative Karte zukommen zu lassen, schickte Wülfing am 12. Februar 1800 die obigen Skizze der Blindlandwehr und lässt sie dort an dem Marscheider Fuderplatz enden. Wir werden aber sehen, dass eine Karte des Landvermessers Johann Peter Pauls aus dem Jahr 1811 neue Erkenntnisse bringen wird.

Vor weiterführenden Schlussfolgerungen hier erstmal eine Beschreibung der Ende 2008 noch vorhandenen Erdwerke, die eine neue Betrachtung der Situation notweding erscheinen lasen. All diese Wälle (und weiterführende Betrachtungen) habe ich in dieser Google Earth Datei mit folgender Legende zusammengefasst:

Rote Linie Durch Bodenfunde oder Kartierung nachgewiesener Verlauf
Gelbe Linie Durch Quellen und Urkunden belegter, wahrscheinlicher Verlauf
Grüne Linie Mögliche Spuren eines Gebücks
Orange Linie Aus dem Luftbild erkennbare Boden- oder Vegetationsveränderungen aufgrund von Bodenverdichtungen
Lila Linie Vermuteter, bislang nicht belegter Verlauf