Elberfelder Landwehr: Unterschied zwischen den Versionen

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== Vom Marscheider Bach zum Herbringhauser Bach ==
=== Vom Marscheider Bach zum Herbringhauser Bach ===
Am Marscheider Bach ist der Landwehrwall gut auszumachen. Er zieht sich in süd-ost-ost einen recht steilen Hang dem Steinberg hinauf und verschleift sich zunächst auf der Höhe. Etwas später setzt er als hervorragend erhaltener, etwas 500 Meter langer Doppelwall in west-ost wieder ein und durchläuft hier denkmalgeschützt, zweimal von modernen Forstwegen durchbrochen den Fichtenwald und eine umzäunte Schonung und endet auf dem Gipfel des Höhenzugs Paulsberg an einem Feld in Laufrichtung des Weilers [http://de.wikipedia.org/wiki/Herbringhausen Herbringhausen], nachdem er kurz zuvor von einem Waldweg in Höhe eines Wetterpilzes durchbrochen wurde. Der Denkmaleintrag lautet im Wortlaut:
Am Marscheider Bach ist der Landwehrwall gut auszumachen. Er zieht sich in süd-ost-ost einen recht steilen Hang dem Steinberg hinauf und verschleift sich zunächst auf der Höhe. Etwas später setzt er als hervorragend erhaltener, etwas 500 Meter langer Doppelwall in west-ost wieder ein und durchläuft hier denkmalgeschützt, zweimal von modernen Forstwegen durchbrochen den Fichtenwald und eine umzäunte Schonung und endet auf dem Gipfel des Höhenzugs Paulsberg an einem Feld in Laufrichtung des Weilers [http://de.wikipedia.org/wiki/Herbringhausen Herbringhausen], nachdem er kurz zuvor von einem Waldweg in Höhe eines Wetterpilzes durchbrochen wurde. Der Denkmaleintrag lautet im Wortlaut:



Version vom 1. Januar 2014, 20:59 Uhr

Die Elberfelder Landwehrlinie

Lage

Vom Wuppertaler Norden südwärts bis nach Beyenburg, anschließend im nördlich und östlichen Radevormwald und dem östlichen Wipperfürth entlang der Grenze zu Breckerfeld und Halver bis nach Marienheide-Krommenohl.

Einführung

Die Elberfelder Linie ist eine der längsten durchgehenden Landwehrlinien im Bergischen Land. Sie trennte innerhalb von Wuppertal die bergischen Ämter Elberfeld und Beyenburg (heute Stadtteilgrenze zwischen Elberfeld und Barmen), durchquerte im Gebiet des Olscheids (heute Bereich Herbringhausen/Marscheid) das Kirchspiel Lüttringhausen bis zur Beyenburg und wechselte dort die Wupperseite. Nun entlang der bergischen-märkischen Grenze verlaufend schützte sie anschließend das bergische Radevormwald vor dem märkischen Kirchspielen Schwelm und Halver entlang Spreeler Bach, Borbach, Freebach und Ennepe. Bei Radevormwald-Kottmannshausen überquerte sie die Bever und verlief durch Wipperfürth-Kreuzberg bis zur heutigen Kerspetalsperre, wo sie bei Wipperfürth-Ohl wieder die Wupper überquerte. Auf der südlichen Seite folgte sie dem Fluss bis Marienheide-Krommenohl, wo sie nach bisheriger Kenntnis nördlich der Wupper blind auslief.

Ein Abzweig bei Wipperfürth-Dahl führte sogar weiter nach Süden bis zur Agger bei Engelskirchen.

Im Bereich Wuppertal verläuft sie westlich parallel zur Barmer Landwehrlinie und ab der Bever östlich parallel zur Landwehrlinie Ispingrade-Horpetal.

Verlauf

Der urkundlich gesicherte nördliche Beginn der Elberfelder Landwehr liegt im Bereich der Barmer Hofschaft Westen südlich dem Stübchensberg nördlich des Wuppertaler Wohnquartiers Ostersbaum. Aber wie bei der Barmer Landwehrlinie ist auch hier davon auszugehen, dass sie noch weiter in nördliche Richtung führte. Da keinerlei Bodenspuren mehr vorhanden sind und auch die Urkunden sich dazu weitgehend ausschweigen, haben sich drei Theorien herausgebildet, die zu Erläutern sind.

Theorien über den Verlauf nördlich von Westen

Theorie 1

Die erste Theorie geht davon aus, dass sich die Landwehr nördlich des Stübchensbergs (Weinberg) dem Lauf des Mirker Bachs in Richtung Nordosten folgte und bei Hatzfeld oder Horath auf die Barmer Linie traf. Gestützt wird diese Theorie vor allen durch die Etymologie. Mirker Bach ist eine Ableitung von Marker Bach, Markbach ( = Grenzbach), der Oberlauf heißt Hohenhagener Bach, ein weiterer Quellbach Hager Bach, dortige Wohnplätze Auf'm Hagen, In der Hagerbeck und Hohenhagen. Ein Hagen (vgl. Hecke, Hain) war ein umfriedeter Bereich, ist aber auch als Flur nahe einer Landwehr deutbar, die ja auch aus einer Hecke (dem Gebück und Gedörn) bestand und als Befestigungslinie zur Einfriedung eines Gebietes diente.

Historisch gestützt wird diese Theorie durch eine hochmittelalterliche Gerichtsgrenze. Hermann Kießling weist darauf hin, dass in einer Grenzbeschreibung aus dem 16. Jahrhunderts der westfälischen Freigrafschaft Volmarstein (hervorgegangen aus einem kölnischen, von der Burg Volmarstein seit 1100 verwalteten Gerichtsbezirks Wetter) der Verlauf der Grenze im Bereich von Kapellen auf den Wuppertaler Südhöhen bis zur Hofschaft Westen identisch mit dem nachgewiesenen Landwehrverlauf ist. Diese Grenzbeschreibung beschreibt den weiteren Grenzverlauf entlang dem Mirker Bach nach Horath oder zur Hohrather Schanze, möglicherweise ist die Landwehr auch nördlich von Westen dieser Grenze gefolgt.

Eine spätere (ungenaue) Abschrift dieses Textes lautet wie folgt:

... up tho der Capellen. Van der Capellen neder dem siepen aff in Köningshofffvart in die Wipper neder tegen dem Markenbergh over die Bredenstein tho Elverfelde achter Pampestes hus her, die Markenbecke up, dar die in die Wipper flut, und vort die Marke bit up dem Hamersbalken. Van der Hamersbalken bit up die Vladehardt den sipen neder in die Hintzbecke, die Hintzbecke up wenthe Hoerode

In heutiger Sprache und Topographie:

... hoch zu Kapellen (bei Lichtscheid). Bei Kapellen den Böhler Bach (anschließend Bendahler Bach) hinab zur Wupperfurt beim Köningshof (?, vielleicht auch Bönings Hof), nach der Hardt (Markenberg = Grenzberg) über Bredt Richtung Elberfeld, hinter (achter (nd.) = hinter, vgl. das nautische achtern) dem Haus des Pampes her, dem Mirker Bach hoch, der in die Wupper fließt, und vor der Mirke nach Hamersbalken (vllt. Hammerkloth ?) hoch. Von Hamersbalken bis hoch nach Vladehardt (vllt. Flanhardt ?) , den Siefen herab zum Bach Hintzbecke (?, nicht identifizierter Bach), die Hintzbecke hoch nach Horath

Die Freigrafschaft Volmarstein ist ein bemerkenswertes Konstrukt. Zunächst für einen weiten Bereich im Umkreis zuständig für die Halsgerichstbarkeit in den kurkölnischen Einflussgebiet zwischen Elberfeld und Hagen, fiel sie mit der Eroberung der Burg Volmarstein 1324 endgültig in märkische Hände. Auch nachdem sich Berg und Mark das Gebiet an der mittleren Wupper untereinander aufteilten und nun dort genau definierte Territorien nun aneinander grenzten, so galt der Gerichtsbezirk der Feigrafschaft dennoch noch lange über die Territorialbildung hinaus, auch wenn sie nach und nach die Zuständigkeit als eigener Rechtsbezirk verlor. Eine Landwehr als Sicherung dieses Gerichtsbezirks ist dann noch vor der bergisch-märkischen Territorialbildung zu datieren und würde vermutlih auch die übrige Grenze der Freigrafschaft umfassen.

Theorie 2

Eine zweite Theorie von Wilhelm Engels geht davon aus, dass die Landwehr in Höhe des Haus Nummer 252 den Mirker Bach und die heutige Uellendahler Straße überquerte und nach Norden verlief. Das alte Fachwerkhaus an dieser Stelle könnte laut Engels ein Zollhaus mit Schlagbaum gewesen sein.

In leichter Abwandlung dieser Theorie wird daher auch eine Bachquerung weiter westlich in Höhe der Einmündung der Kohlstraße diskutiert. Dort ist eine Ortsbezeichnung Am Schlagbaum an der Einmündung der Kohlstraße in die Uellendahler Straße durch die Urkatasterkarte von 1824/25 und der Statistik und Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf des Johann Georg von Viebahn von 1836 belegt. Dieser Schlagbaum könnte wohl auch eine Wegsperre an dem alten Kohlenweg nach Elberfeld (die heutige Kohlstraße) oder an der damaligen Chaussee im Tal (heute die Uellendahler Straße) gewsen sein. In den Urkunden aus dem Jahr 1675 werden Wiesen "vom Haken (heute: Am Haken an der Uellendahler Straße) bis unten an die Bach und Landwehr daselbst" erwähnt. Diese Wiesen können aber im ganzen Bereich Uellendahl oder Mirke gelegen sein.

1624 ist von "ein Stück Holz ann Essgens Länderei bei der Landwehr am Schlagbaum" die Rede. Ob diese Ländereien bei dem Schlagbaum bei Ostersbaum oder dem an der Kohlstraße gelegen haben, bleibt unklar. Die Barmer Famile Esken oder auch Esgen besaß in der Mirke allerdings nachweislich Grund. Ein weiteres Indiz für einen Landwehrverlauf nördlich des Mirker Bachs ist auch der Wohnplatz/Kotten An der Lantert im oberen Bereich der Kohlstraße Höhe Einmündung Domagkweg. Das häufig vorkommende dialektische Toponym Lantert (Lante, Lanfert, etc.) ist unzweifelhaft eine Ableitung von dem Begriff Landwehr. Dieser Theorie nach soll die Landwehr die heutige Kohlstraße und den heutigen Westfalenweg auf dem Höhenrücken (Wasserscheide zwischen den Flusssystemen Wupper und Ruhr) überquert haben und talwärts in Richtung Untenrohleder / Obensiebeneick verlaufen sein. Als Indiz führt Engels den Ortsnamen Schneis nördlich des Westfalenwegs an, der für die Schneise stehen könnte, die die Landwehr in die Landschaft geschlagen hat. Möglicherweise verweisen beide Toponyme aber nur auf eine Höhensperre des heutigen, auf dem Höhenrücken verlaufenden Westfalenwegs.

Theorie 3

Eine dritte Theorie, die von Anton Fahne vertreten wurde, ist bis zum Kotten An der Lantert gleich der zweiten. Sie geht aber davon aus, dass die Landwehr weiter auf der Trasse der Kohlstraße und des Westfalenwegs nach Hohrath oder zur Hohrather Schanze verlief. Die Kohlstraße war spätestens ab dem 18. Jahrhundert Teil eines viel genutzten Kohlentransportwegs aus dem Sprockhöveler Raum nach Elberfeld mit der Trassenführung Kohlstraße, Westfalenweg und Hohlweg Hohenhagen-Hohrath (letzterer auch Franzosenweg genannt). Die auf der Preußischen Neuaufnahme verzeichneten, umfangreiche Bodenstrukturen an diesem Kohlenweg sind bis auf ein Stück südlich Am Langen Bruch und dem Franzosenweg längst überbaut, so dass es sich an vielen interessanten Stellen nicht mehr untersuchen lässt, ob es sich um Hohlwegspuren oder Landwehrwälle/-gräben handelte. Laut Kießling ergibt es sich aber durch den Vergleich mit dem Urkataster, dass es sich im Bereich der mittleren Kohlstraße dabei aber wohl eher um Hohlwegspuren einer ältere Trassenführung der Kohlstraße handeln wird, als um ein Landwehrwall/-graben.

Bei Horath könnte die Landwehr nach weiterführenden Spekulationen bei mit der Barmer Landwehr, einer angeblichen Landwehrlinie Horath - Hasslinghausen und/oder einer Linie entlang dem Deilbach zusammengetroffen sein. Über letztere Landwehrlinie ist mir bis auf das Vorhandensein noch nicht konkretes bekannt, während die Existenz der Landwehrlinie Horath - Hasslinghausen trotz einer Veröffentlichung stark hinterfragt werden muss.

Verlauf südlich von Westen

Urkundlich gesichert ist der Verlauf der Landwehr nur südlich der Hofschaft Westen, allerdings auch dort nur ungenau. 1591 wird in einem ev. Taufbuch ein Everdt Deuppendreger und ein Jasper Bredmann verzeichnet, die "an der Landwehr bei dem Westen" wohnten.

1623 wird im Privileg der Stadt Elberfeld der Verlauf der Stadtgrenze wie folgt beschrieben:

... von Giesmann Teschemachers (vgl. Teschemacher Hof an der unteren Vogelsangstraße) erbschaft in der Mirckhen (Mirke) bis an Thewissen Ulendall (von Uellendahl abgeleiteter Herkunftsname) behausung in der Gaten (Gathe), und von dannen biss an dem Mostertzbaum (Ostersbaum), also die Landwöhr hinauf bis an des Heskskens seiffen (ein kleiner Siefen, vermutlich benannt nach einem Anwohner vllt. erneut Esgen, Esken), oben rechts wiederumb auf die Wupper

1619 und davon abgeleitet am 19. Juni 1806 folgten weitere Grenzbeschreibungen:

Von diesem [Grenzpfahl] geht die Scheidung (= Stadtgrenze) am Bredde (Auf dem Bredt, Bredter Straße) hinunter längs der Hecke bis unten an die rechte Seite der Landwehr, welche noch zur Stadt gehörte und an das Feld, das Rittershaus gehört ... Von diesem geht die Scheidung der Landwehr nach, längs des Feldes von Ritterhaus ... Von diesem geht die Scheidung gerade hinunter von der Landwehr, ferner vorbei und hinter bis an die Osterbaum'sche Straße ...

Laut der Beyenburger Amtsrechnung von 1775/67 verlief sie über dem Mostertsbaum, dass unzweifelhaft als Form des heutigen Quartiersnamen Ostersbaum zu deuten ist. Man darf einen Schlagbaum annehmen, der von der Familie Mosterts bewacht wurde. Diese Bezeichnung Am Mosterts (Schlag-)Baum verschliff sich später zu Am Ostersbaum. Hier befindet sich auch in Nord-Süd Richtung die kleine Straße Lantert (siehe Erklärung zu diesem Toponym im Abschnitt Theorie 2 weiter oben), die vom Namen her auf die Landwehr hinweist und zumindest eine ungefähre Bestimmung des Ortes des Verlaufs zulässt.

Die Elberfelder Amtsrechnung von 1771/72 erwähnt eine Teilstrecke vom Ophoff bis an die Hardt, die in zwei Parzellen zu 204 Ruten (eine bergische Rute war 4,6 Meter lang) 6 Fuß und 106 Ruten für je einen Reichstaler verpachtet war. Eine weitere Parzelle dort an einer bislang unbekannten Stelle namens Am Sommerplatz war 99,5 Ruten lang. In dem Bericht der herzoglichen Landwehrvermessung von 1696 wird dieser Abschnitt der Elberfelder Landwehr nicht erwähnt, so dass sie laut Engels schon zu dieser Zeit nicht mehr als Bauwerk oder Flurstreifen existent gewesen sein könnte. Es finden sich aber noch weitere urkundliche Belege aus dem 17. Jahrhundert.

Im Elberfelder Verzichtbuch heißt es:

14. September 1643 "... zwei stucken art Landerei uffen Enegelenberg (Engelnberg) oben negst der Straßen an der Kuhlen aneinander, an die Mordersgasse (Mördersgasse, laut Urkataster die heutige Weißenburgstraße) und Landtwehr, mit einer seidten an die stecke und Peters Kremers wie auch Leissgen Teschmechers Landerei schiessendt in der Burgerschaft Elverfeld gelegen" wechselten den Besitzer.

Laut diesen Angaben hat also die Landwehr von Westen zum Ophoff geführt, dann ist vermutlich über die östliche Flanke des Engelnbergs (auf dem Engelnberg liegt das Wohnquartier Ostersbaum) über die Bredt zur Hardt verlaufen und ist dort in einem Siefen bei der Haspeler Brücke zur Wupper abgestiegen. Bei Haspel war eine Wupperfurt, an denen die Further Höfe lagen. Die Flur Furth war im Besitz eben jener Barmer Familie Esgen, Esken, die wohl auch für den Siefennamen Pate gestanden hat. Dort querte die Landwehr den Fluss. Der Name Haspel ist ein weiteres Indiz für die Landwehr: Eine Haspel ist ein Drehgestell zum Wollspinnen, wird aber auch für ein Drehkreuz für einem Personendurchgang in einer Absperrung verwendet. Man kann hier also ein kontrolliertes Drehkreuz in der Landwehr annehmen.

Von der Wupper nach Dorn

Über den Verlauf südlich der Wupper von Haspel nach Dorn besteht aufgrund einer Elberfelder Gemarkenkarte des Johann von der Waye aus dem Jahr 1603 kein Zweifel. Von der Wupperfurt bei Haspel verlief sie als Gebück/Gedörn enige Meter westlich des Bendahler Bachs und nach dessen Einmündung des Böhler Bachs wenige Meter westlich von diesem nach Süden nach Freudenberg hinauf. Beide Bäche sind abschnittsweise noch heute Stadtteilgrenze zwischen Elberfeld und Barmen. In Höhe des alten Straßenbahntunnels überquerte sie den Höhenrücken mit der heutigen Landesstraße L418. Die heutige L418 war früher ebenfalls ein Kohlenweg und auf der Waye-Karte ist dort an der Landwehr ein Schlagbaum (Lackbaum) verzeichnet. Bis dahin verzeichnet die Karte nur ein Gebück, keinen Wall/Graben. Tatsächlich sind vom Freudenberg bis zur Wupper auch keine Erdwerke zu finden gewesen, allerdings ist auch diese Landschaft durch die Anlage von Kleingärten, Zwei Schwimmbädern, Gewerbe- und Wohnbauten bis ins Wuppertal hinein bereits stark umgestaltet und bebaut.

Der mächtige Wall am Reitstall Dorner Weg
Auf dem Wall
Beeindruckend die Abmaße von mehren Metern Breite
Ein Schlagbaum? Nein, ein Sprunghindernis am einem Weg der Reitanlage Dorner Weg, für den der Wall durchbrochen wurde


Südlich der L418 wird die Elberfelder Landwehr erstmals als ca. 140 Meter lange Wall-/Grabenanlage sichtbar. Das als Bodendenkmal geschützte Erdwerk besteht aus einem mächtigen, 6 bis 7 Meter breiten, von beiden Seiten aufgeschütteten Breitwall mit den Gräben (aus denen die Erde des Walls stammt) links und rechts davon. Laut Denkmalbeschreibung beträgt die Höhe des Walles stellenweise nur 0,60 m, in anderen Bereichen bis zu 1,10 m. An den Seiten verlaufen stark erodierte und teilweise mit Laubabfällen angefüllte Gräben. Diese Gräben sind 0,80 m bis 1,30 m breit und bis zu 0,60 m tief. Im südlichen und mittleren Bereich der Landwehr wird der Wall durch mehrere Reit- und Waldwirtschaftswege geschnitten. An der Nordseite ist der Wall zur Schnellstraße hin ausgeräumt. Der in östlicher und später südöstliche Richtung verlaufende Wall endet an der Außenhalle der Reitanlage Dorner Weg, auf die Hofschaft Dorn am Bach Gelpe zulaufend.

Die Landwehr bei Dorn
Der Wall führt auch durch ein Privatgelände


Der Feldweg nach Kapellen war früher die Trasse der Straßenbahnlinie 23. In diesem Bereich, wie auch auf den Feldern zur Dorner Hof hin lassen nur die Flurgrenzen östlich des Dorner Wegs den exakten, den Bach Gelpe überschreitenden Verlauf der Landwehr erraten, erst bei dem Hof Dorn ist wieder ein ca. 40 Meter langer, denkmalgeschützter Wall zu finden, der auf der Südseite im rechten Winkel zur bisherigen Laufrichtung parallel zur Gelpe nach Osten verläuft. Der Wall ist 3,0 bis 4,0 m breit und 0,60 bis 0,80 m hoch mit erodierten Gräben. Der Name der Hofschaft Dorn ist ein Hinweis auf das die Landwehr begleitende Gedörn. Der Wall endet im Osten an landwirtschaftliche Flächen und ist heute dort vollkommen eingeebnet.

Von Dorn zum Disteltaler (Disseltaler, Disseldahler, Dusseldahler) Busch

Im Disteltaler (Disseltaler, Dussendahler) Busch wird die Situation zusehends unübersichtlich, da sich mehrere parallel und auseinanderlaufende laufende Wälle und Gräben erhalten haben, die nicht alle zwangsläufig mit der Landwehr zu tun haben müssen, aber nun mal als mehr oder weniger ausgeprägte Wall-/Grabenstruktur physikalisch vorhanden sind. Andere sind dagegen eindeutig als Landwehr identifizierbar, werden aber in Urkunden und in den Forschungen von Fahne (1863) über Engels (1938) bis hin zu Helbeck (2007) nicht behandelt. Zu unterscheiden haben wir auch die Elberfelder Landwehr von der Barmer Landwehr, die nördlich bis zur Beyenburg parallel verlief und der Elberfelder vorgelagert ist.

Auch die urkundlichen Belege sind alles andere als eindeutig, alte Ortsbezeichnungen sind zum Teil nur schwer identifizerbar. Bald werden mutmaßlich mit dem vierspurigen, autobahnähnlichen Ausbau der Landesstraße L419 (Parkstraße), dem Bau einer Fernwärmeleitung, der Umgestaltung der Kasernen in ein Gewerbegebiet und dem Neubau des 30 Hektar großen komplexes Justizvollzugsanstalt, Bereitschaftspolizei und Justizvollzugsschule ab 2009 bei Erbschlö noch einige vorhandene, vielleicht auch bislang unentdeckte Erdwerke vernichtet werden, so dass ich hier eine vollständige Situationsbeschreibung aus dem Stand Dezember 2008 abgeben möchte.

Zu dem unklaren Verlauf trägt bei, dass in Urkunden mehrfach von einer zweiten Landwehr zu einem Marscheider Fuderplatz die Rede ist, die im Disteltaler Busch von der Hauptlinie abzweigte. Der Bericht über den Verlauf der Landwehren im Amt Beyenburg aus dem Jahr 1763/64 weiß hierzu zu sagen:

Item gehet noch eine Landwehr auf die Blombacher Bach (Blombach) durch den Kastenberg (östlich von Erbschlö) und nechst den Erbschloer Felder herrauff und schließes an den Disteldahl zu voriger Landwehr. Diese Landwehr ist 1749 auf 24 Jahre verpachtet

In weiteren Urkunden wird diese zweite Landwehr in Pachtunterlagen mehrfach erwähnt. Am 10. Februar 1796 machten Johann Platte, Witwe Platte und Arnold Erbschloe folgende Eingabe an die kurfürstliche Regierung in Düsseldorf:

Die im Kirchspiel Lüttringhausen gelegene Landwehr sei bereits im Jahre 1711 an Eingesessene von Erbschloe in Erbpacht gegeben, im Jahre 1750 aber die Erbpacht in Jahrpachts verwandelt, und ihnen unter dieser Form 1775 gegen Zahlung von 6 Reichstalern jährlich an die Rentei in Beyenburg übertragen. Die Pacht laufe 1799 zu Ende. Da nun aber diese Landwehr bereits von ihren Vorfahren gerottet und zu dem angrenzenden Lande geschlagen sei, so könne sie davon nicht folglich unterscheiden, auch nicht mehr getrennt weren. Sie bitten daher um fernere Ueberlassung in Erbpacht.

Offenbar war die verpachtete zweite Landwehr im Bereich Erbschlö bereits vor 1796 nicht mehr als eigenständiger Landschaftsbestandteil erkennbar. Der Beyenburger Rentmeister Wülfing erstattete daraufhin der Hofkammer 1799 Bericht:

Sie ist ein Streifen beginnend am Marscheider Fuderplatz, erstreckt sich a.) durch das Disseldahl bis an den Lichtscheider Busch in Barmen, dann b.) von dem sogenannten Bauerschlagbaum bis an den sogenannten Dorn im Kirchspiel Elberfeld. Die Strecke a.) enthält 10 ⅓ Morgen, b.) 4 ½ Morgen.

Wülfing gibt in seinem Bericht die fiskalisch (für die Pacht) wichtige Flächengröße der beiden Teilabschnitte vor und nach dem Landstraßendurchgang an. Am 20. August 1799 beschreibt er die Landwehr als schmalen, mit Holz bewachsenen Streifen von 2 - 3 Ruthen ( 9 bis 14 Meter) Breite und etwa 15 Morgen Größe. Nach Aufforderung der Hofkammer ihr eine figurative Karte zukommen zu lassen, schickte Wülfing am 12. Februar 1800 folgende Situationsskizze:

Disteltal.png Situtionsskizze des Beyenburger Amtmanns Wülfing aus dem Jahr 1800 mit nebenstehenden Erläuterungen. Das abgebildete Gebiet erstreckt sich vom Blombachtal (oben) bis knapp vor Lichtscheid (unten). Quelle (Anton Fahne, Die Landwehr oder der Limes Imperii Romani am Niederrhein; Skizze nach Originalurkunde Verpachtungen und sonstige Nachrichten über die Landwehr im Amt Beyenburg 1790- 1807 (1836); Sig. 140.30.00 Großherzogtum Berg Nr. 1370; Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland)
  1. Marscheider Fuderplatz
  2. Der Blombach
  3. Landwehr
  4. Erben Platte und Erbschlöhe Büsche
  5. Der Kastenberg und Disteltal
  6. Schmalenhofer Erbbüsche
  7. Landstraße von Ronsdorf zum Barmer Lichtenplatz
  8. Lichtenscheider Erbbüsche in Barmen
  9. Der Schlagbaum oberhalb Ronsdorf
  10. Die Erbbüsche der Bauergüter


In der Skizze beginnt die Landwehr bei dem Marscheider Fuderplatz am Blombach, führt in westliche Richtung über den Kastenberg zur alten Ronsdorf-Barmer Landstraße, deren Trasse ungefähr der heutigen oberen Staubentaler Straße und dem bis Lichtscheid führenden Teil der Oberbergischen Straße entsprechen dürfte (vgl. Karte Amt Beyenburg aus der Topographia Ducatus Montani von Erich Phillip Ploennies, 1715) und schwenkt nach Süden. Bei dem Schlagbaum oberhalb Ronsdorfs an den Lichtenplatzer und Baurer Erbbüsche dürfte es sich somit um den Bauerer Schlagbaum gehandelt haben. Die Skizze entspricht dem Text der Landwehrbeschreibung von 1763/64, die oben wiedergegeben wurde. Auch an der Kreuzung der Landstraße mit der Landwehr bei der heutigen Kreuzung Staubentaler Straße / Oberbergische Straße ist ein Schlagbaum anzunehmen.

Diese alten Beschreibungen sind teilweise nur sehr schwer in heutige Orte zu übertragen; so ist der Standort des Fuderplatzes bislang unbekannt und konnte bereits von Wilhelm Engels oder zuvor Anton Fahne nicht bestimmt werden. Der vermutlich gemeinte Kastenberg wiederum liegt östlich von Erbschlö zwischen Schmalenhofer Bach, Blombach und Erbschlöer Bach. Die extrem vereinfachende Situationsskizze des Beyenburger Amtmanns Wülfing ist nur bedingt hilfreich, da sich seitdem Wegverläufe, Flur- und Waldgrenzen und Bezeichnungen geändert haben und auch die Generalisierung der Skizze viel zu grob ist. Eine intensive Forschung mit dem Versuch der geografischen Zuordnung unter Berücksichtigung der damaligen Besitztümer steht noch aus.

Die in der Skizze eingezeichnete Landwehr endet im Osten an dem bislang nicht identifizierten Marscheider Fuderplatz östlich des Blombachs, vermutlich ein Platz zum Sammeln von im Marscheider Wald geschlagenen Holz. Neben dieser zweiten Landwehr hat es gemäß dem Bericht über den (gegenläufigen) Verlauf der Landwehren im Amt Beyenburg aus dem Jahr 1763/64 die bis Beyenburg und darüber hinaus führende Hauptlinie gegeben. Von dem Bauerer Schlagbaum bis zum Disteltal handelt es es sich aber bereits laut dieser Urkunde um die Hauptlinie. Wenn der obere Teil vom Disteltal bis zum Blombach die zweite, am Marscheider Fuderplatz endende Landwehr sein soll, so fehlt in der Skizze also die im Disteltal abzweigende Hauptlinie, deren Verlauf gänzlich ungeklärt bleibt.

Zusammenfassend geht aus den Urkunden also hervor: Es gab eine durch den Disteltaler Busch führende und an Erbschlö vorbeilaufende Landwehr von Dorn bis zum Blombach, die ich als Hauptlinie bezeichnen möchte. Daneben gab es eine weitere Blindlandwehr vom Disteltaler Busch über den Kastenberg zum Blombach / Marscheider Fuderplatz. 1711 wurde diese Blindlandwehr an die bereits seit 1591 sogenannten Disseltaler Erben (Familie Platte und Familie Erbslö) in Erbpacht gegeben, die 1749 mit der Aufhebung aller Erbpachten in Jahrespacht umgewandelt wurde. Diese wurde nun auf 24 Jahre festgeschrieben, das Holzgeld (Pacht) betrug laut den Bayenburger Rentmeisterrechnungen 32 Albus. 1775 wurde die Pacht für jährlich 6 Reichstaler um weitere 24 Jahre verlängert. Auf die Bitte an die Landesregierung 1796, diese Pacht wieder in Erbpacht umzuwandeln, musste der Beyenburger Amtmann Wülfing über die Situation der Hofkammer Bericht erstatten. Am 20. August 1799 beschreibt Wülfing die zweite, verpachtete Landwehr als schmalen, mit Holz bewachsenen Streifen von 2 - 3 Ruthen ( 9 bis 14 Meter) Breite und etwas 15 Morgen Größe. Nach Aufforderung der Hofkammer eine figurative Karte zukommen zu lassen, schickte Wülfing am 12. Februar 1800 die obigen Skizze der Blindlandwehr und lässt sie dort an dem Marscheider Fuderplatz enden. Wir werden aber sehen, dass eine Karte des Landvermessers Johann Peter Pauls aus dem Jahr 1811 neue Erkenntnisse bringen wird.

Vor weiterführenden Schlussfolgerungen hier erstmal eine Beschreibung der Ende 2008 noch vorhandenen Erdwerke, die eine neue Betrachtung der Situation notweding erscheinen lasen. All diese Wälle (und weiterführende Betrachtungen) habe ich in dieser Google Earth Datei mit folgender Legende zusammengefasst:

Blaue Linie Durch Bodenfunde vorort nachgewiesene Wälle/Gräben
Gelbe Linie Durch zweitgenössische Karten unzweifelhaft belegter Landwehrverlauf
Orange Linie Untypische langgezogene, linienförmige und durchgängige Flurstücke im Urkataster und/oder heutigem Kataster

Wall Nr. 1 (Ronsdofer Anlagen südlich der L419)

Da ist zunächst mal ein nicht allzu ausgeprägter, ca. 120 Meter langer und ca. 30-50 cm hoher Wallgraben, der von der ehemaligen Trasse der Waldstrecke der Straßenbahn in süd-ost-ost schnurrgerade durch den Wald auf die Dr.-Köster-Hütte zuläuft und ein paar Schritte nördlich dieser am Waldweg endet. Auf der anderen Seite des Wegs setzt er sich, soweit erkennbar, nicht weiter fort; dort quert aber eine Vertiefung, die wahrscheinlich ein Hohlweg war im rechten Winkel. Ob dieser Wall etwas mit der Elberfelder Landwehr zu tun hat, Teil einer möglichen dortigen Höhen-/Wegsperre war oder gänzlich anderen Ursprungs ist, ist vollkommen unklar.

Wall/Graben in den Ronsdorfer Anlagen südlich der L419 (Parkstraße)
Nicht sehr stark ausgeprägt, aber dennoch gut zu erkennen


Wall Nr. 2 (Ronsdofer Anlagen südlich der L419)

In Höhe der ehemaligen Standortverwaltung beginnt ein stark verschliffener Wall südlich der L419 unmittelbar hinter dem Straßengraben. Dieser insgesamt ca. 150 Meter lange Wall folgt dem Straßenlauf in süd-ost-ost, wendet sich im Bogen nach 50 Metern von der Straße in Richtung süd-süd-ost ab und nimmt erkennbar große Form an. Er wird von dem Waldweg parallel zur L419 in den Ronsdorfer Anlagen durchbrochen und setzt sich anschließend ein paar Meter bis zum nächsten Weg fort. Dort endet der ca. 1,5 m breite und 60-80 cm hohe Wall ohne sich weiter erkennbar fortzusetzen. Funktion und Herkunft ist ebenfalls unklar, die Form lässt aber auf eine landwehrartigen Ursprung schließen. Eine weitere Suche im gedachten Verlauf in den südlichen Ronsdorfer Anlagen im Bereich Waldfrieden war bislang erfolglos.

Zweiter Wall in den Ronsdorfer Anlagen südlich der und parallel zur L419 (Parkstraße)
An der ausgeprägtesten Stelle endet der Wall an einem Waldweg


Wall Nr. 3 (Ronsdofer Anlagen südlich der L419)

Etwa in Höhe des Endes des Walls Nr. 2 beginnt ca. 70 Meter weiter östlich an dem Waldweg parallel zur L419 ein weiterer, ebenfalls stark ausgeprägter Wall, der in ca. 70 Meter geradlinig in Richtung süd-süd-ost läuft und dort an Bolzplatz endet. Dieser auch ca. 1,5 m breite und 60-80 cm hohe Wall ist fast vollständig mit Dornengestrüpp uberwuchert und nur schwer auszumachen.

Der dritte Wall/Graben in den Ronsdorfer Anlagen südlich der L419 (Parkstraße)
Er ist stark mit Dornengestrüpp bewachsen und daher schwer zugänglich


Wall Nr. 4 (Ronsdofer Anlagen nördlich der L419)

Ein recht stark verschliffener, ca. 70 Meter langer Wallgraben beginnt in Höhe der Fußgängerampel ca. 20 Meter nordöstlich der L419. Dieser Wallgraben führt geradewegs auf das Gelände der ehemaligen Standortverwaltung und zukünftigen Bereitschaftspolizei zu und endet dort nach 90 Metern am Zaun. Dahinter ist das Gelände eingeebnet und bebaut, so dass eine weitere Spurensuche zwecklos ist. Dieser Wallgraben ist Anfang 2009 akut von der Verlegung der Fernwärmetrasse bedroht.

Wall/Graben in den Ronsdorfer Anlagen nördlich der L419 (Parkstraße). Er läuft direkt auf die alte Standortverwaltung zu
Blick in Gegenrichtung. Der leichte Graben neben dem Wall ist nur aufgrund des leichten Schneefalls brauchbar fotografisch zu dokumentieren


Wall Nr. 5 (Ronsdofer Anlagen / Sportplatz nördlich der L419)

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist gehört der ca. 80 Meter lange Wall entlang dem südlichen Zaun des Sportplatzgeländes am östlichen Rand des Kasernen- bzw. bald Technologieparkgeländes zu einer Landwehr. Er beginnt in Höhe der Parkplatzausfahrt, führt am Zaun entlang nach ost und wendet sich a Ende des Sportplatzes in Richtung nord-ost und verschleift sich dort. In Verlängerung hält er genau auf den kleinen Stauteich des Platte (nach diesem Platte sind auch die Platte Felder bei Erbschlö benannt) im Quellbereich des Hadberger Siefen. Quer zu diesem Wall befindet sich ebenfalls in Höhe der Parkplatzausfahrt ein mächtiger Wallrest; Möglicherweise Teil einer dortigen Wegsperre oder sogar der Landwehrlinie selbst, die ja schon zuvor plötzliche und scharfe Richtungswechsel vollzog.

Die Landwehr am Sportplatz Parkstraße, hier sich schon dem Hadberger Siefen zuwendend
Gegenrichtung am Zaun des Sportplatzes
Teil der Landwehr oder einer dazugehörigen Wegsperre? Vermutlich schon. Anfang 2009 wurde dieser Erdwall wegebaggert
Aus anderer Perspektive


Vom nordöstlichen Ende von Wall Nr. 5 bis zu dem Stauteich fällt das Gelände ab und ist zu beiden Seiten des Siepens stark bewachsen. Wir befinden uns dort in dem Bereich, der zum ehemaligen Standortübungsplatz Scharpenacken zählt. Durch die üblichen militärischen Übungen (Schützenlöcher, Unterstände, Beobachtungsposten) fanden überall auf diesen Gelände Grabungsarbeiten und Erdbewegungen statt, so dass die Einordnung der Erdwerke sehr schwer und unbestimmt bleiben muss. Die mutmassliche geradlinige Fortsetzung des Walls Nr. 5 bleibt vermutlich zunächst auf der westlichen Seite des zunächst flach ausgeprägten und trockenen Siepens, der erst ab den Stauteich von Hadberger Siefen durchflossen wird. Vor dem Stauteich wird sie vermutlich auf die östliche Seite des Siepen gewechselt sein, um seine später ausgeprägtere Form als Annäherungshindernis nutzen zu können.

Auf der östlichen Seite des trockenen Siepens finden sich im rechten Winkel im Abstand von ca. 250 Meter tiefe Grabenstrukturen, die erst an dem Rand des Sportplatzes zwischen der ehemaligen Standortverwaltung (bald dem Gelände der JVA und der Justizschule) und Erbschlö enden. Die ausgeprägtere, südlichere dieser Strukturen ist auf der DGK5 als Graben verzeichnet. Da an den Seiten keine Wälle aufgehäuft sind und der Graben bis zu 1,5 Meter breit ist, wird es sich vermutlich um Hohlwege handeln. Gestützt wird diese Vermutung dadurch, dass sich in nordwestlicher Richtung zwischen den Wüstungen Schmalenhof und Delle der südliche der beiden Gräben fortsetzt. Es befinden sich weitere, sehr schwer zugängliche kleinere Erdveränderung in diesem Waldstück, die sich einer Einordnung oder Interpretation entziehen.

Südlicher Graben ohne Wälle, vermutlich Hohlweg, von dem Sportplatz Ebschlö hinab zum Hadberger Siefen. Ein paar hundert Meter weiter in gedachter Fortführung finden sich ähnliche Strukturen kurz vor Delle

Wall Nr. 6 (Doppelwall entlang dem Hadberger Siefen)

Fündig wird man erst wieder ein paar Meter unterhalb dem Quellteich des Hadberger Siefens, ein Nebenbach des Schmalenhofer Bachs. Dort setzt ein Doppelwall ein, der sich östlich des Wasserlaufs das gesamt Siepental bis kurz vor der Einmündung in dem Schmalenhofer Bach fortsetzt. Ein Wall verläuft dabei unmittelbar am Hadberger Siefen, der andere im Abstand von ca. 10 bis 15 Meter östlich davon am schon ansteigenden Hang. Der östlichere Wall besitzt eine Länge von beinah 850 Metern und ist ausgeprägter, als der direkt am Bach verlaufende. Am unteren Ende des Siepens kurz vor dem Schmalenhofer Bach überquert ein gepflasterter Weg den Hadberger Siefen. Unmittelbar davor endet der westliche, direkt am Bach verlaufende Wall. Der östliche wendet sich aber vom Schmalenhofer Bach ab, schwenkt nach Osten und läuft auf einen Trampelpfad zu, der nach Osten den Berg zu der alten Munitionsniederlage hinaufführt. Ein paar Meter verläuft er neben dem Pfad und verliert sich dann. Festzuhalten ist hier, dass er sich von dem Schmalenhofer Bach deutlich abwendet.

Oberhalb vom Wall Nr. 6 befinden sich zwei tiefe, künstlich angelegte und in der DGK5 gut verzeichnete Einschnitte im oberen Hangbereich. Die mit einer Breite und Tiefe von 15 bis 25 Meter in den Hang gegrabenen Strukturen sind vollkommen unbestimmter Herkunft. Der Aushub wurde auf der dem Tal zugewandten Seite angeschüttet, so dass sich ein Plateau ergibt. Denkbarer Ursprung wären: Eine militärisch zu Übungszwecken begründete Ausschachtung, alte Steinbrüche (dageben spricht, dass keine Felsen im Einschnitt oder Bruchsteine davor zu finden sind), möglicher Abbau von Eisenerz (nicht unweit habe ich mal zufällig auch eine Schlackehalde gefunden) oder möglicherweise auch eine Warte zwecks Beobachtung des Hügellands auf der anderen Seite der Landwehr. Der Ursprung lässt sich vermutlich nicht mehr klären, für eine Warte wäre aber diese Position mit weiten Blick auf die Scharpenacker Hochflächen - denkt man sich den Wald weg, den es vor Jahrhunderten vermutlich dort im Hang nicht gegeben hat - hervorragend geeignet.

Schwer zu fotografieren: Der Doppelwall an Hadberger Siefen zwischen dem Schmalenhofer Bach und Plattes Teich
Hier der Wall direkt am Bach
Oberer Wall/Graben
Hier läuft der obere Wall allmählich im Schmalenhofer Bachtal, sich dem Pfad zur ehemaligen Munitionsniederlange hinwendend, allmählich aus
Detailansicht oberer Wall/Graben
Im oberen Bereich des Hadberger Siefens. Wall/Graben auf Foto nur aufgrund der leichen Schneeschicht im Graben zu erkennen


Wall Nr. 7 (Wallfeld nördlich von Erbschlö, ab 2011 von der JVA überbaut)

Nördlich von Erbschlö auf der Höhe befand sich bis Januar 2009 ein ca. 250 Meter langes und 80 Meter breites Tannenwäldchen, dass Anfang Februar 2009 abgeholzt wurde und in den Folgewochen für den Bau der JVA vollkommen planiert wurde. Auf der ganzen Fläche dieses Wäldchen befand sich ein Feld von 15 parallelen, bis zu einem Meter hohen Wällen. Der Ursprung oder Zweck dieses Wallfelds ist mir unklar. Landwehr oder ein Wölbacker?

Einer der 15 Wälle am Rande des (damals noch existieren) Wäldchen
Einer der 15 Wälle am Rande des (damals noch existieren) Wäldchen
Hier ist die Kaskade der Wälle aus der Randsicht
Dito
Nach der Abholzung liegen die Wälle teilweise frei
Leider ist das Hauptfeld mit den gefällten Tannen bedeckt, daher die Randsicht am Ende, wo die Wälle verschliffen sind


Wall Nr. 8 (Doppelwall südöstlich der Mauer des Langwaffenschießstands, ab 2009 am Rand des JVA Geländes)

Südöstlich des Schießstands ist auf dem Kastenberg ein Wäldchen, in dem ein sehr gut erkennbarer Doppellwall mit ca. 10-15 Meter Abstand zueinander auf einer Länge von ca. 100 Meter im Bogen von ost-ost-süd in Richtung süd-süd-ost verläuft und sich dem Erbschlöer Bach zuwendet. Der Wall wird von einem Querweg unterbrochen, setzt sich aber weitere 100 Meter in weniger gutem Zustand parallel zu einem weiteren, in das Tal führenden Weg fort. An der Stelle, wo der Parallelweg im rechten Winkel abknickt quert der nunmehr verschliffene Wall auch diesen Weg und endet an der Kante zum steil abfallenden Erbschlöer Bachtal. Die heutigen Flurgrenzen (Andeutung eines langen und schmalen Flurstücks) auf Karten unterstützen die Annahme, dass es sich um eine Landwehrflur handelt. Mit dem sich anschließenden Wall Nr.8 lässt sich diese Landwehreigenschaft auch urkundlich belegen.

Östlicher der beiden Landwehrwälle an dem Schießstand bei Erbschlö.
Andere Perspektive
Aus anderer Perspektive. Südlich davon setzt sich einer der beiden Wälle parallel zu einem Weg fort und verliert sich im Erbschlöer Bachtal
Aus anderer Perspektive. Der östliche Wall des Doppelwallsystems ist deutlich besser erhalten


Wall Nr. 9 (Wallreste im Bereich der Blombachtalbrücke)

Der Wall Nr. 8 endet im Erbschlöer Bachtal wenige Meter oberhalb der dortigen Straße. Schaut man sich auf alten Karten diese Stelle an, so erkennt man ein schmales, 500 Meter langes Flurstück, das sich auf der südlichen Talseite im Bogen in Richtung Blombach wendet, dann sich in einem weiteren Bogen nach Süden vom Erbschlöer Bach abwendet, die heutige Blombachtalbrücke noch vor den Schienen der Eisenbahnstrecke unterquert, parallel zu ihnen verläuft, sie dann in einem weiteren flachen Bogen quert und südlich der Blombachtalbrücke in Höhe der alten Weggabelung (vor dem Bau der Autobahn A1) am Blombach endet. In dem Bereich nördlich der Blombachtalbrücke lassen sich im recht steilen Hang innerhalb dieser Flur mehrere, meist stark verschliffene Wallreste erkennen. Die Flur nördlich der Brücke trägt auf der Liegenschaftskarte den Namen Unter der Landwehr. Der Beweis, dass es sich um die Landwehr (und somit auch Wall Nr. 8 als direkte Verlängerung des Flurstückes), erbringt die bereits oben erwähnte Karte des Landvermessers Johann Peter Pauls aus dem Jahr 1811. Diese zeigt diese eben beschriebene Flur zwischen Erbschlöer Bach und Blombach und weist sie damit eindeutig als Landwehr aus. Auch gab es an deren Ende am Blombach ein sich anschließendes Flurstück hinauf zum Jägerhaus, das aber heute Autobahn und anschließend bis zur Höhe von Einfamilienhäusern überbaut ist.

Stark verschliffene Wallreste am rechten Hang des Erbschlöer Bachs
Wallrest nahe der Blombachtalbrücke. Im Hintergrund die Bahnstrecke ud die Autobahn A1 im Blombachtal


Karte des Landvermessers Johann Peter Pauls aus dem Jahr 1811 mit Landwehrverlauf in diesem Bereich. Links der Erbschlöer Bach, rechts der Blombach. Quelle (Landesarchiv Düsseldorf)

Wall Nr. 10 (Zwischen der L419 und dem Erbschlöer Bach in Höhe Schießstand / JVA)

Von der Straße im Erbschlöer Bachtal zieht sich ein gut ausgeprägter Wall durch den Wald den Hang zur L419 (Parkstraße) hinauf. Der Wald ändert entlang dieser Wallgrenze auch seine Bepflanzung von Laubmischwald zu einem Fichtenwald, laut alten Messtischblättern endete an diesem Wall zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Wald und eine Wiese begann. Vermutlich handelt es sich um einen ausgeprägten Feldrain oder eine Wallhecke zum Schutz der Anbaufläche. In den Landwehrverlauf der beiden oben beschriebenen Landwehren lässt sich der Wall nicht einordnen. Eine Höhensperre ist ebenfalls unwahrscheinlich, da auf der Höhe erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Blombachtalbrücke eine Straße (die heutige L419) gebaut wurde und die nachgewiesene Altstraße in Grund des Erbschlöer Bachtals verlief.

Breitwall im Wald Im Eichelskamp. Am südlichen Ende ist auf alten Karten eine "Wegspinne" zu finden
Erstaunliche Ausmaße und m.W. noch nicht in der Literatur erwähnt


Wall Nr. 11 (Breitwall im Eichelskamp)

In keiner der mit bekannten Landwehrliteratur wurde bislang über einen Wall berichtet, der sich im Wäldchen Im Eichelskamp südlich der Otto-Hahn-Straße (und damit südlich der L419 und des Gewerbegebietes Blombach) befindet. Von seinem Dimensionen ist der 250 Meter lange Wall durchaus mit dem mächtigen Wall zwischen Dorn und der L418 auf dem Freudenberg zu vergleichen; aus zwei tiefen Gräben links und Rechts wurde die Erde auf 6 bis 8 Meter Breite bis zu einem Meter beidseitig aufgeschüttet. Dieser Wall verläuft in Richtung süd-süd-ost und wendet sich kurz vor seinem ende an der Lohsiepenstraße nach süd-süd-west. Wenn er Teil einer Landwerlinie ist, dann könnte er durchaus eine Fortsetzung der Wälle Nr. 2 und 3 sein. Ein Indiz für die Landwehreigenschaft findet sich auf der Preußischen Uraufnahme von 1824. An der Stelle, wo heute der Wall an der Straße Lohsiepen endet, trafen fünf Wege zusammen. Solche "Wegspinnen" sind typisch für einen zentralen Landwehrdurchgang, an dem sich die Wege aus allen Richtungen trafen, gemeinsam den Durchgang passierten, und dann wieder in andere Richtungen verzweigten.

Diese Struktur kann aber möglicherweise auch der Rest eines Hohlwegs sein. Hier steht eine nähere Erforschung noch aus.

Breitwall im Wald Im Eichelskamp. Am südlichen Ende ist auf alten Karten eine "Wegspinne" zu finden
Erstaunliche Ausmaße und m.W. noch nicht in der Literatur erwähnt


Flurstück am nördlichen Kastenberg

In Höhe der ehemaligen Munitionsniederlage in der Flur Auf dem Gleichen am östlichen Kastenberg ist in Alten Karten ein in ost-west verlaufendes schlauchförmiges Flurstück auszumachen, das im Blombachtal endet und auch noch durch heutige Flurgrenzen verfolgbar ist. Dieser Flurstück beginnt im Norden der Munitionsniederlage, Spuren von Erdwerken waren aber trotz mehrfacher Suche von mir oder anderen Forschern nicht zu entdecken. Da das Flurstück nördlich vom Kastenberg verläuft und am Blombach endet, ist es nicht unwahrscheinlich, dass es sich um die vom Rentmeister Wülfing und dem Bericht über den Verlauf der Landwehren im Amt Beyenburg aus dem Jahr 1763/64 beschriebene zweite Landwehr handelt, die in den Pachtvorgängen mehrfach thematisiert wurde.

Auf der anderen Seite des Blombachs setzt sich dieses Flurstück eine kurze Streck fort und endet in Höhe des Bruchsteinhauses nördlich von Werbsiepen. Wenn es sich nicht um eine Blindlandwehr gehandelt hat, dann wäre ein möglicher Verlauf über den Marscheider Berg und dem Fleischsiefen zum Marscheider Bach oder ein Lückenschluß mit der etwas weiter nördlich verlaufenden Barmer Landwehrlinie denkbar.

Fazit und Schlussfolgerungen

Aus dem Bericht über den Verlauf der Landwehren im Amt Beyenburg aus dem Jahr 1763/64 geht hervor, dass im Bereich Disseltaler Busch zwei Landwehren exisitierten, die Hauptlinie und eine zweite Linie, die als Blindlandwehr gedeutet wird. Eindeutig aus Flurgrenzen und Quellen als Hauptlinie belegbar sind die Wälle Nr. 8 und Nr. 9 am Kastenberg und im Blombachtal, denn sie können problemlos mit dem weiteren und eindeutigen Verlauf nach Beyenburg verknüpft werden.

Da das erstmals 1312 erstmals erwähnte Erbschlö im Kirchspiel Lüttringhausen als Haupthof der gleichnamigen Honschaft seit jeher auf Bergischer Seite lag und erst zum Bergischen Amt Bornefeld, ab 1407 zum Bergischen Amt Beyenburg gehörte, ist davon auszugehen, dass die Landwehr nördlich von Hof verlief und ihn gegen das gegnerische kurkölnische, später märkische Schwelm schützte. Auch der Bericht von 1763/64 spricht von der Landwehr längs Erbschlö. Also ist die Landwehr im Norden vom Erbschlö zu vermuten, auch da der Wall Nr. 8 östlich von Erbschlö in Höhe des Wohnplatzes endet. Nordwestlich hat sich der Dopelwall Nr. 6 am Hadberger Siefen erhalten - auch der Wall Nr. 8 ist doppelter Natur.

Möglichkeit 1: Eine Möglichkeit wäre, die Hauptlinie beginnt am Sportplatz (Wall Nr. 5), führte entlang dem Hadberger Siefen (Wall Nr. 6, Bach und Hanglage als Annäherungshindernis nutzend), schwenkte dann wieder zur Höhe, überquerte die ehemalige Munitionsniederlage und den Schießstand und ging mittels Wall Nr. 8 in das Erbschlöer Bachtal. Erbschlö wäre somit vollständig umschlossen und geschützt gewesen, ohne viel nutzbare landwirtschaftliche Fläche in Anspruch zu nehmen. In diesem Szenario ließe sich auch die zweite Landwehrlinie (Blindlandwehr) einbauen, die dann im Schmalenhofer Bachtal vom Wall Nr. 6 abzweigte und mittels dem Flurstück an nördlichen Kastenberg in das Blombachtal führte. Einen Abzweig im Bereich des Schmalenhofer Bachs lässt sich nicht mehr ausmachen, auch da loses Material aus dem Steinbruch auf dem Gelände der ehem. Munitionsniederlage der Hang großvolumig aufgeschüttet wurde und sich so die Geländeform im großen Umfang änderte.

Möglichkeit 2: Eine andere Möglichkeit wäre die, dass der Wall Nr. 4 bei der ehemaligen Standortverwaltung die Hauptline war, die über das heute vollkommen umgestaltete Gelände der Platte Felder von der ehem. Standortverwaltung/ zukünft. Bereitschaftspolizei über den ehem. Sportplatz bei Erbschlö/zukünft. Justizvollzugsschule, den Fichtenwäldchen (Wallfeld Nr. 7) und dem ehem. Schießstand /zukünft. JVA zu Wall Nr. 8 am Schießstand verlief. Daraufhin bildete bereits der Wall Nr. 5 am Sportplatz Parkstraße zusammen mit dem Wall Nr. 6 am Hadberger Siefen und dem Flurstück am nördlichen Kastenberg die zweite Landwehr (Blindlandwehr).

Möglichkeit 3: Gerd Helbeck führte 2007 eine weitere Möglichkeit ein. Er läßt, um ein Erdwerk am Fleischsiefen im Marscheider Bachtal in seinem Verlauf einbinden zu können, die Landwehr den Werbsiepen absteigen und dem Blombach überqueren, um dann den Kastenberg erklimmen zu lassen. Danach lässt er Wall Nr. 8 und Wall Nr. 6 Teil der Hauptlinie sein. Aufgrund der Landvermesserkarte Bereich Erbschlöer Bach / Blombach von Johann Peter Pauls aus dem Jahr 1811 ist es aber ausgeschlossen, dass die Linie den Werbsiepen herabkam. Sie hätte dazu im Blombachtal nach Norden bis auf die Höhe Jägerhaus verlaufen müssen, um dann dort den Bach zu queren und auf der anderen Bachseite wieder nach Süden auf Höhe des Erbschlöer Bachs zu verlaufen - ein sehr unwahrscheinlicher Verlauf. Zur Blindlandwehr kann aber das in der Karte verzeichnte Landwehrstück nicht gehören, der Kastenberg liegt ja nicht östlich davon, wie es aus der Beschreibung von 1763/64 hervorgeht. Das Erdwerk am Fleischsiefen, so es sich denn überhaupt um ein Landwehrstück handelt, lässt sich auch mit zwei anderen Thesen erklären; dazu mehr im Abschnitt Blombachtal-Marscheider Bachtal. Auch geht Helbeck nicht auf die Blindlandwehr und deren möglichen Verlauf ein.

Möglichkeit 4: Diese drei Möglichkeiten lassen die Wälle südlich der L419 (Parkstraße) aber alle außen vor. Eine weitere, bislang noch nicht diskutierte Theorie ist, dass die Blindlandwehr nach Süden abzweigte. Unter Nutzung der Wälle Nr. 2, 3 und 10 könnte sich südlch des Hofes Oberblombach auf das Quellgebiet des Blombach gestoßen sein. Kritiker könnten einwenden, dass nach dem Plan des Wülfing und des Verlaufsberichts von 1763/64 diese Landwehr ja nördlich des Kastenbergs verlief. Das ist soweit nicht zu widerlegen, nur ob der Kastenberg bei Erbschlö dieser Kastenberg ist, ist damit noch nicht gesagt. Auch die Erbschlöer Felder müssen nicht zwangsläufig am Hof selbst gelegen sein, sondern können sich im ganzen Umkreis befunden haben. Die Benennung Erbschlöer Felder bezieht sich wie die meisten mittelalterlichen oder neuzeitlichen Ortsbezeichnungen nicht auf eine konkreten Ort , sondern personenbezogen auf deren Besitzer.

Die Anhöhe südlich Blombachs bei Rehsiepen trägt auf den Flurkarten ebenfalls den Namen Kastenberg und somit ist der Plan des Wülfing und die Beschreibung 1763/64 auch mit dieser Möglichkeit in Übereinstimmung zu bringen. Auch gibt es dort die Fluren Entepot und Wolfshagen. Die Etymologie des Namens Tente oder Ente ist nicht abschließend geklärt, Dittmaier deutet es aus von lateinischen übernommenen Begriff für Zelt, andere wie Leithäuser als eine Bezeichnung für eine bestimmte Ackerform. Auffallend ist nur, dass erstaunlich viele Tentes oder Entes an Landwehren zu finden sind, so z.B. die Wegsperre bei Wermelskirchen-Tente, die bei Lante auf Wuppertal-Hatzfeld an der Barmer Landwehr oder das Wipperfürth-Ente an der dortigen Höhensperre. Diese Aufzählung ist nicht abschließend. Die Endung -pot (= Pforte) tritt im späteren Verlauf der Elberfelder Landwehr durch die Flur An der Landfuhrpot bei Wipperfürth-Gardeweg ebenfalls in Erscheinung. Wolfshagen könnte auf eine Wolfsfalle an einer Landwehrhecke hindeuten.

Möglichkeit 5: Möglicherweise verlief aber die Landwehr zunächst südlich von Erbschlö und wurde erst mit der Besiedelung oder dem Ausbau des Hofs nachträglich umschlossen. Das würde die Existenz zweier Landwehrlinien zu erklären helfen. Die früh aufgegebene südliche Linie geriet außer Nutzung, wurde aber noch in den Akten geführt, und die von Engels als Blindlandwehr gedeutete zweite Linie war daraufhin die Hauptlinie, die dann auch nicht blind am Blombach endete, sondern über Jägerhaus und Marscheid, wo der Fuderplatz zu suchen wäre, weiterfführte.

Von all diesen Möglichkeiten halte ich die Möglichkeit 1 für die schlüssigste.

Vom Blombach zum Marscheider Bach

Am Blombach endet die Landwehrkarte des Johann Peter Pauls. Auf der anderen Bachseite finden wir in alten Karten einen sich direkt anschließenden schmalen Flurstreifen, der an dem namenlosen Siepen entlang den Berg direkt nach Jägerhaus hinaufführt. Im Blombachtal verlief eine Altstraße, die noch deutlich durch Hohlwegspuren erkennbar nach Linde hochlief und das Gelände des 2008 erbauten Hochregallagers durchschnitt. Möglicherweise war auch hier ein Landwehrdurchgang.

Da im Tal die breite Autobahn A1 verläuft und der Flurstreifen durch eine Straße und Wohnbebauung nicht mehr in ursprünglicher Form vorhanden sind, sind hier keine weiterführende Bodenfunde mehr zu erwarten. Zwischen Jägerhaus und dem in der Landwehrbeschreibung von 1763/64 erwähnten Marscheid ist ebenfalls kein Verlauf belegbar, es existiert auch kein passendes Flurstück. Dieses findet sich erst wieder nordöstlich Marscheids in einem entlang dem dortigen Siefen nach Osten verlaufenden, neben Hilgersfeld beginnenden und kurz vor dem Marscheider Bach endenden Flurstreifens, der etwas oberhalb des Stauteichs der abgegangenen Walkmühle in der Wiese ausläuft. Dieser Flunamen trägt den Namen Im Strang und Marscheider Bauern besaßen laut den Urkunden bis 1710 Büsche "im strang bis ahn die Landtwehr". Ein paar Meter weiter setzt der Landwehrwall unmittelbar am Marscheider Bach wieder ein und ist in schöner Form einige hundert Meter erhalten.

In dieser Höhe hat sich ein Wohnplatz namens Trotzhaus erhalten. Wer hier wem trotzte und ob der Name mit der Landwehr in Zusammenhang steht, ist unklar.

Gerd Helbeck nimmt dem gegenüber an, dass die Landwehr einen größeren nördlichen Bogen um Marscheid schlug und unter Nutzung von Wall-/Grabenstrukturen zwischen dem Fleischsiefen, ein Nebenfluss des Marscheider Bachs in Höhe des Diederichshammers, und einer südlich davon gelegenen Wiese über den Marscheider Berg verlief und dem Werbsiepen entlang in das Blombachtal hinabstieg. Ich halte diese These für nicht haltbar, da mehr - vor allen die oben erwähnten schmalen Flurstreifen im Blombachtal und bei Marscheid - für den oben skizzierten Verlauf spricht. Die gut erhaltenen Strukturen am Fleischsiefen könnten aber in der Verlängerung zu der möglicherweise dann gar nicht so blind auslaufenden zweiten Landwehr (Blindlandwehr) gehört haben. Sie könnten aber genauso gut die Verlängerung der umfangreichen Wallgräben das Tal des Eschensiepen den Marscheider Berg hinauf sein, die bislang ungeklärt sind oder in gar keinen Zusammenhang mit beiden stehen. Leider enden diese von Eschensiepen kommende Strukturen ohne weitere Befunde auf dem Berg, einen Abstieg zum Fleischsiefen oder Marscheider Bach ist nicht belegbar. Eine Altstraße ist dort auch nicht auf Karten ersichtlich.

Bodenstrukturen zwischen dem Fleischsiefen und der klenen Wiese im Marscheider Bachtal
Ob zweite Landwehr, Altstraße oder Fortsetzung der ähnlichen Strukturen am Eschensiepen inst unklar


Vom Marscheider Bach zum Herbringhauser Bach

Am Marscheider Bach ist der Landwehrwall gut auszumachen. Er zieht sich in süd-ost-ost einen recht steilen Hang dem Steinberg hinauf und verschleift sich zunächst auf der Höhe. Etwas später setzt er als hervorragend erhaltener, etwas 500 Meter langer Doppelwall in west-ost wieder ein und durchläuft hier denkmalgeschützt, zweimal von modernen Forstwegen durchbrochen den Fichtenwald und eine umzäunte Schonung und endet auf dem Gipfel des Höhenzugs Paulsberg an einem Feld in Laufrichtung des Weilers Herbringhausen, nachdem er kurz zuvor von einem Waldweg in Höhe eines Wetterpilzes durchbrochen wurde. Der Denkmaleintrag lautet im Wortlaut:

Im Westen besteht die Landwehr aus einem 6 m breiten Damm mit beiderseitigen Randwällen von 2-2,5 m Breite und 0,4-0,8 m Höhe. Vor den beiden Randwällen jeweils ein Graben von 2-2,5 m Breite und 0,5-0,7 m Tiefe.

Unmittelbar neben dem zum Steinberg führenden Waldweg, da wo dieser die Landwehr durchbricht, ist ein bogenförmig an die Landwehr anschließender Wall von 12 m Länge feststellbar. In dem von dem Weg, der Landwehr und dem Wall gebildeten Zwischenraum liegt ein Hügel von 4,5 m Durchmesser und ca. 1 m Höhe; vielleicht eine Warte. Im Osten, 40 m westlich vom östlichen Ende der Landwehr und 15 m östlich eines modernen Wegedurchbruches ein offenbar älterer Durchgang mit Hohlwegresten; Gewanname: Am Schlagbaum.

Westlich des älteren Durchganges zeigt der Damm der Landwehr zwischen den beiden Randwällen nur noch eine Breite von 1,5 m, östlich des Durchbruches verschwinden die Randwälle ganz in die Breite des Walles beträgt an der Basis nur noch 6 m, an der Krone 3 m.

Der Denkmalschutz hat aber den Förster oder Jagdpächter nicht daran gehindert auf dem Steinberg einen Hochsitz in den Wall hinein zu bauen. Neben der möglichen Warte ist durch den Gewannflurnamen Am Schlagbaum ein Landwehrdurchgang belegt. Er gehörte vermutlich zu der Altstraße aus dem Tal der Wupper auf die Höhenlage des Paulsberg hinauf. Der heute Herbringhauser oder Marscheider Wald genannt Forst hieß im Spätmittelalter und der Neuzeit Olscheid oder auch Olpscheid, der Herbringhauser Bach daher Olpebach. Die Bodenfunde entsprechen also auch der Verlaufsbeschreibung von 1763/64.

Auf der anderen Seite des Wegdurchbruchs auf dem Paulsberg ist der Doppelwall in schon ramponierter, aber gut sichtbarer Form bis zu dem Rand der Wiese / des Feldes erhalten. Die Flure nördlich davon heißen Welbernbusch, was vermutlich auf den Wall (Busch/Wald am Wall) zurückzuführen ist, sowie Am Schlagbaum und Im tollen Anschlag, was auf eine Zollstelle hinweist (Die Etymologie Tolle Anschlag = Zoll veranschlagen = Zollstelle mit Schlagbaum ist bei dem Halveraner Ort Anschlag nachgewiesen, der früher ebenfalls Tolle Anschlag hier und eine Zollstelle besaß). Über das Feld lief die Landwehr in gerader Linie fortlaufend nach Osten. Zwei kurze, bewachsene Geländestufen markieren den Verlauf. Der Boden ist im Luftbild von Google Earth auf exakt dieser Linie leicht anders gefärbt, wahrscheinlich das Resultat unterschiedlicher Wachstumsbedingungen aufgrund der abweichenden Bodendichte. Eine der beiden Geländestufen weist einen stark knorrigen Wuchs aus, möglicherweise ein Überbleibsel des Gebücks. Ein Feldweg quert den Verlauf, die Flur dahinter heißt Vor dem Baum. Von anderen Stellen ist bekannt, dass solche eine Flur fast immer auf einen nahen Schlagbaum hinweist. Die Flur zwischen Herbringhausen und der Landwehr trägt den Namen Landwehrfeld.